„Schnupperstunden“ im Fach Latein für die 5. Jahrgangsstufe

„Fenestra – das Fenster; tabula – die Tafel; murus – die Mauer; schola – die Schule“ – wie viele vermeintlich deutsche Wörter ihren Ursprung in der lateinischen Sprache haben (und das allein im Umfeld des Klassenzimmers), konnten die Schüler und Schülerinnen der fünften Jahrgangsstufe bei einer Schnupperstunde erfahren, die die Fachschaft Latein regelmäßig im Vorfeld der anstehenden Wahl der zweiten Fremdsprache in den Klassen der fünften Jahrgangsstufe veranstaltet. Anhand einer Landkarte des Römischen Reiches im 2. Jahrhundert nach Christus wurde offensichtlich, wie viele Länder rund um das Mittelmeer und darüber hinaus die Römer erobert hatten und wie sich so die Sprache Latein überall ausgebreitet hatte – so intensiv, dass noch heute die „romanischen Sprachen“ eng zusammenhängen: amicus (lat.) – der Freund wird im Italienischen zu amico, im Spanischen zu amigo und auf Französisch heißt er „ami“. Eine Liste von Fremdwörtern zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie viele deutsche Begriffe besser verständlich sind, wenn man ihren lateinischen Ursprung kennt: dass beispielsweise „Minister“ eigentlich „Diener“ heißt, die „Gaudi“ von lat. „gaudere“ – sich freuen kommt oder der Krimi von „crimen“ – das Verbrechen, war für alle mit einem Aha-Erlebnis verbunden.

Und dass die „schneeweiße“ Nivea-Creme einen lateinischen Namen trägt („nivea“ bedeutet genau das) oder der „Labello“ von „labium – die Lippe“ und „bellus – schön“ kommt, bleibt im Gedächtnis haften. Dass es beim Übersetzen vor allem auf die Endungen der lateinischen Wörter ankommt, wurde den Schülerinnen und Schülern anhand von Beispielen klar: servus – der Sklave (Singular), servi – die Sklaven (Plural). Bald konnte jeder und jede den Plural von „amicus“ oder „dominus (der Herr)“ selbst bilden. Ein Blick in das ansprechend gestaltete erste Lateinbuch machte deutlich, dass der Einstieg in diese Sprache überhaupt nicht schwer ist und richtig Spaß macht. Man muss einfach nur „am Ball“ bleiben, denn Latein ist absolut logisch. Als große Erleichterung empfanden es dabei viele, dass das Lateinische so gesprochen wie geschrieben wird; das Lesen, Schreiben und die Aussprache sind also in dieser klassischen Sprache „null Problem“. Auch die römische Sagen- und Götterwelt kommt im Lateinunterricht nicht zu kurz: Jupiter, Minerva, Venus, Mars und Poseidon sowie die Taten des Herkules - manche Schüler und Schülerinnen zeigten sich bereits in den wenigen Minuten als wahre Spezialisten der Antike. Es machte den Kindern sichtlich Freude, einmal in eine ganz andere Welt einzutauchen, die trotz des Abstands von vielen Jahrhunderten mit der unseren bis in die Staatsform der „res publica“ (Republik) hinein doch so vieles gemeinsam hat. Als die Fünftklässler nach dem Unterricht wieder in den Bus einstiegen, hatten sie nicht nur einen lebendigen Einblick in die faszinierende Welt der Antike gewonnen, sondern es war ihnen nun auch der Ursprung der Bezeichnung dieses täglichen Verkehrsmittels bewusst: lateinisch „omnibus“ – für alle!






Anette Rudolph
05.03.2025