Stadttheater:
„Die Spielzeit 1933/34 markiert inhaltlich eine deutliche Wende
im Bereich des Schauspiels. NS-Autoren werden jetzt hauptsächlich in Ur-
und Erstaufführungen gegeben, sie übertreffen an
Anzahl die Klassiker. Zudem fällt das Übergewicht des Lustspiels auf.
Moderne fremdsprachige Autoren finden ebensowenig Berücksichtigung wie
die Stücke der emigrierten zeitgenössischen
Dichter von Rang. Spätestens der Tag der Bücherverbrennung (10. Mai
1933) hatte bestimmt, wer als ‚deutsch‘ und ‚artgemäß‘ zu gelten
habe. Ab 1936 griff man wohl
notgedrungen auf Naturalisten zurück. Im Musiktheater sind die
Veränderungen nicht so deutlich; aber auch hier tritt eine Verarmung ein:
Die als Vertreter der Zwölftonmusik ‚entarteten‘ Komponisten (z.B. Paul
Hindemith) verschwanden ebenso aus dem Repertoire wie die jüdischen
Komponisten.
Das Ensemble wurde angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs erheblich
vergrößert. Diese Entwicklung gilt für ganz Deutschland (vgl. Deutsche
Bühnenjahrbücher 1930-35). Gleichzeitig wurde jüdischen Theaterleuten
gekündigt. In Würzburg waren Juden vor allem im Bereich der
Oper/Operette tätig gewesen. (...)
Die Zuschauerstruktur und -zahl veränderte sich deutlich. Im März 1933
wurde der Reichsverband ‚Deutsche Bühne‘ gegründet, der 1934 in ‚NS-Kulturgemeinde‘ umbenannt wurde. In Würzburg wurden die bestehenden
Besucherorganisationen 1933 in die genannten überführt. 1937/38
vereinigte sich die Kulturgemeinde, der eine eigene Jugendgruppe
untergliedert war, mit der ‚Besuchergemeinschaft KdF‘ (ab 1938 etwa 850
Mitglieder). Durch verbilligte Theaterkarten z.B. in Form von
Gutscheinheften konnte die Zuschauerzahl gewaltig gesteigert werden. (...)
Gerade für die in der Heimat weilenden Wehrmachtsangehörigen bzw.
Kriegsverwundeten wurde das Theater als Ablenk- und Amüsiermedium gezielt
eingesetzt. Dementsprechend wurde das Theater, wie auch andere kulturelle
Einrichtungen z.B. das Mainfränkische Museum, großzügig gefördert.
Theaterreferent war Bürgermeister und Stadtkämmerer Dr. Oskar Dengel, ab
1942 übernahm OB Memmel das Referat.“
Quelle und Foto 1 und 2: Ausstellungskatalog Würzburger im
Dritten Reich, Seiten 59 bis 61
Foto 3: Meine Jugend in Würzburg, Seite 113 (Volksbücherei)
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